Freitag, 13. November 2015

Kopfsteinpflaster

An den Grenzen des Ekels bewegt sich die Pflastersammlung. Einzelne Wund- und Verbandspflaster kleben auf dem Trottoir und stellen im Kontext der Sammlungen der Bodenstiftung eine besondere Schnittstelle von Individuum und öffentlichen Raum. Sie verweisen auf persönliche Verletzungen oder Impfbiografien und sind damit private Überreste einer Berührung mit der versehrten Haut – der physikalisch-anatomischen Grenze des Innen- und Außenleben des Menschen. 
Mit der Entsorgung – oder dem einfachen Abfallen – nimmt das Pflaster als selbstklebende Schutzschicht Kontakt mit dem Boden auf und hinterlässt eine geronnene mitunter versalbte Blutspur, die kriminal- oder medizinaltechnisch eine eindeutige Identifizierung mittels DNA – Analyse zuließe.
Die farblich voneinander abweichenden Pflaster verweisen bspw. über Motivtierpflaster auf kindgerechten Trost nach dem ungewollten Kniefall oder sind Zeugnis einer Blutspende oder eines Fouls im Fußball.

Im Buch „Kopfsteinpflaster“ wird der verletzten Haut als beschriebener Schnittstelle zwischen dem Ich und der Welt eine erkennungsdienstlich wirksame Hommage gewidmet, deren Ausdeutung zwischen Ekel und Ästhetik eine Sonderrolle in der Sammlungstätigkeit der Bodenstiftung beschreibt. 
Dem Lesenden des Buches sind weiße Handschuhe beigelegt und angeraten, um der real viralen Potenz des Produktes gerecht zu werden.
 Es verbleibt mit freundlichen Grüßen für die Bodenstiftung

Ihr Ruppe Koselleck

Der aktuelle Sitz und das Archiv der Bodenstiftung
ist die Ateliergemeinschaft Schulstraße 43 in 48149 Münster

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